Im Volksmund wird sie die „Tausendjährige“ genannt und zweifelsohne zählt sie zu den dicksten und ältesten Eichen Deutschlands: Die Stieleiche (Quercus robur) in der Ortsmitte von Nöbdenitz ist innen vollkommen hohl und gehörte früher zum Besitz der Nöbdenitzer Pfarrei.

In einem Kirchenbuch aus dem Jahr 1598 vermerkte der damalige Pfarrer: „Ein hohler Eichenbaum, stammet noch aus heidnischer Zeit“.

Bei einem Gewittersturm 1819 verlor die Eiche die Baumkrone und mehrere starke Äste. Über dem Boden beträgt ihr Umfang rund 12,5 Meter.

Die 1000-jährige Eiche von Nöbdenitz im Frühjahr 2016
Die 1000-jährige Eiche von Nöbdenitz im Frühjahr 2016

Die Grabstätte unter der Nöbdenitzer Eiche

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörten die Rittergüter Nöbdenitz und Untschen dem Sachsen-Gotha-Altenburgischen Geheimen Rat und Minister Hans Wilhelm von Thümmel (1744-1824), dessen Frau Charlotte von Rothkirch-Trach sie mit in die Ehe gebracht hatte. Er ließ den Altenburger Landesteil des Herzogtums Sachsen, Gotha und Altenburg umfangreich vermessen und kartieren, engagierte sich zeitlebens für das Armenwesen, ließ das erste Altenburger Krankenhaus errichten, gründete die erste Bank (Kammerleihbank) und sorgte für den Ausbau der Straßen und Chausseen in der Region. Thümmel war wie sein Landesherr Herzog Ernst II. Romantiker. Er legte in Gotha, Altenburg, Nobitz, Nöbdenitz und Untschen englische Parks und Gärten an.

Schon seit Jahrhunderten innen Hohl: Die 1000-jährige Eiche in Nöbdenitz
Schon seit Jahrhunderten innen Hohl: Die 1000-jährige Eiche in Nöbdenitz

In Nöbdenitz kaufte Hans Wilhelm von Thümmel der Kirchgemeinde die uralte Eiche ab und bestimmte, sie als seine Grabstätte zu nutzen. Als der Minister am 1. März 1824 in Altenburg starb wurde er im hohlen Stamm in einer ausgemauerten Gruft, auf einer Moosbank liegend, beigesetzt. Drei schwere Steinplatten verschließen das Grab. Der Hohlraum im Inneren des Baumes war mit einer Bank ausgestattet und wurde als Andachtsort benutzt. Eine eiserne Gittertüre verschloss die Begräbnisstätte und ein Lattenzaun mit Sandsteinsäulen umfriedete den Baumriesen.

Der Nöbdenitzer Lehrer und Heimatforscher Ernst Bräunlich untersuchte und dokumentierte die Grabstätte in den 1950er Jahren mit einigen seiner Schülern. Mit einer Taschenlampe wurde das Innere der Gruft, ausgeleuchtet und sie erblickten die sterblichen Überreste, das Skelett des Ministers. Er liegt also noch friedlich ausgestreckt auf der „Moosbank“, dem Unterteil des Sarges.

Mit finanzieller Unterstützung aus ganze Deutschland konnte 2015 eine neue Informationstafel vor der Eiche eingeweiht werden.
Mit finanzieller Unterstützung aus ganze Deutschland konnte 2015 eine neue Informationstafel vor der 1000-jährigen Eiche eingeweiht werden.

Der uralte Eichbaum wird schon seit Thümmels Zeit durch Eisenringe zusammengehalten und im Laufe der Jahrzehnte kamen weitere Stützen hinzu. Uralte Lebenskraft steckt noch immer in dem Baumriesen, er grünt jedes Jahr, blüht und hängt im Herbst voller langstieliger Eicheln.

Die Nöbdenitzer Eiche im Mai 2021 mit Stützen und davor blühendem Busch
Die Eiche im Mai 2023 (Foto: Marlene Hofmann)

Als 2014 ein Gutachten empfahl, die Eiche zur Wahrung der Verkehrssicherheit zu fällen, gründete sich in Nöbdenitz und im Internet ein Aktionsbündnis zu ihrer Rettung. Es wurden viele Spenden für weitere Stützmaßnahmen, einen neuen Zaun, eine umfangreiche Ausschilderung und eine Informationstafel vor Ort gesammelt. Hinweise und Infos geben auch die Mitarbeiter der Kultur- und Bildungswerkstatt „Hans Wilhelm von Thümmel“ im Pfarrhof Nöbdenitz. Dort gibt es auch Toiletten und die Möglichkeit, zu picknicken.

Das neueste Gutachten, das anlässlich des Thümmel-Jahres 2024 in Auftrag gegeben wurde, bescheinigt der Eiche, sie befände sich am „Übergang von der Baumveteranen-Phase in die Zerfalls-Phase bei alterstypischer Vitalität“.

Führung an der 1000-jährigen Eiche von Nöbdenitz
Führung an der 1000-jährigen Eiche von Nöbdenitz

Zum Weiterlesen:

Rund um die 1000jaehrige Eiche

Ausstellungen, Blogposts, Podcast-Folgen über Hans Wilhelm von Thümmel gibt es im Museum Burg Posterstein

Ausstellung:

Ständige Ausstellung „Im Dienste der Ernestiner: Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Page zum Minster“ im Museum Burg Posterstein

Biografie Hans Wilhelm von Thümmel:

Buchcover "Im Dienste der Ernestiner" mit einem Portrait Thümmels im Oval
Buchcover „Im Dienste der Ernestiner“

Im Buch „Im Dienste der Ernestiner“ lesen Sie nicht nur die Biografie Thümmels, sondern auch Kapitel über seine Rittergüter in Nöbdenitz und Untschen, sein Grab in der Eiche und Theorien zum Alter des Baumes.

Das Buch ist im Museum Burg Posterstein erhältlich (auch postalisch). Alle Infos