Nöbdenitz, eine ehemals slawische Siedlung (auch „Nubodiz“, „Nobedicz“ geschrieben), besaß mit hoher Wahrscheinlichkeit im Mittelalter eine Wasserburganlage. Nachweisbar sind folgende ansässige Familien: Gerhardus von Nubodiz, von Ende, von Pflugk, von Schönberg, von Zehmen, von Schauroth, von Hünefeld auf Altenberge und Uhlstädt, von der Asseburg, von Trach, von Rothkirch und Trach, von Thümmel, von Wietersheim, von Thümmel (bis zur Bodenreform 1945/46).
Zum Rittergut Nöbdenitz gehörten die Ober- und Erbgerichte in Dorf, Feld und Flur über Häuser und Güter in Nöbdenitz, Baldenhain, Raudenitz, Schloßig und Zschernitzsch bei Schmölln. Nach Angaben im Original-Vermessungsregister von 1808 besaß das Rittergut Nöbdenitz eine Fläche von 191,21 Hektar Land, bei einer Gesamtflurgröße mit Raudenitz von fast 400 Hektar.
1782 sollen das Neue Herrenhaus des Ritterguts und das Mausoleum, das Erbbegräbnis der Familie Rothkirch und Trach, Thümmel und Wietersheim, fertig gestellt worden sein. Das alte Herrenhaus, vermutlich Ende des 17. Jahrhunderts errichtet und 1782 modernisiert, erhielt durch den Umbau „eine Freitreppe mit Postamenten und Vasen auf dem Podest, im hohen Erdgeschoss ein rechteckiges Fenster mit gebrochenem Giebel und zwei Wappen: I. S. V. S. G. (?), im 1. Obergeschoss rechteckige Fenster mit Ohren.“ 1808 befand sich das Gebäude noch vollständig auf einer Insel im großen Teich und konnte über eine Brücke erreicht werden. Die Fundamente gehen höchstwahrscheinlich auf eine ältere Wasserburganlage zurück, eine Unterstube sei als Gerichtszimmer nachweisbar.Die beiden Schlösser umgaben verschiedene Wirtschaftsgebäude, wie Brauhaus, Verwalterwohnung, Waschhaus und Hühnerhof. Der Viehhof wurde durch eine Mauer vom übrigen Gut abgegrenzt. Es gab mehrere Scheunen und eine umfangreiche Schäferei. Es gab eine Mühle, zahlreiche Gemüsegärten, eine Baumschule und eine Schenke.
In Nöbdenitz ließ Hans Wilhelm von Thümmel, der unter der 1000-jährigen Eichen begrabene Sachsen-Gotha-Altenburgische Minister, östlich des neuen Herrenhauses einen prächtigen, über 5000 Quadratmeter großen Landschaftsgarten anlegen, durch den der Mühlgraben floss, der das Rittergut zur Kirche hin abgrenzte. Der für die ländliche Gegend außergewöhnliche Park mit seinen Statuen und Pavillons, dem Erbbegräbnis und der „Einsiedeley“, einem kleinen Türmchen als „Rückzugsort“, am Sprottenwehr war weithin bekannt.
Was bleibt?
Das „Neue Herrenhaus“ wurde nach der Bodenreform, im Zuge der die Rittergutsfamilie von Thümmel das Gut verlassen musste, zu DDR-Zeiten abgerissen. Das Erbbegräbnis wurde in den 1960er Jahren ebenfalls abgerissen. Noch erhalten sind das alte Herrenhaus (heute Gemeindeamt), die Teiche und einige Nebengebäude, darunter der heutige Kindergarten.
Zum Weiterlesen
Mehr Informationen zur Geschichte des Ritterguts gibt es in zwei Büchern des Museums Burg Posterstein:
Museum Burg Posterstein (Hrsg.): „…und nachmittags fuhren wir nach Nöbdenitz segeln!“ – Rittergüter im Altenburger Land und ihre Gärten, Posterstein 2007. (vergriffen)
Museum Burg Posterstein (Hrsg.): Im Dienste der Ernestiner – Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister, Posterstein 2016. (ab Oktober 2016) – Hieraus stammen auch Informationen und Bilder für diesen Artikel.