Die Regelschule Nöbdenitz, idyllisch auf einem Berg am Nöbdenitzer Waldrand gelegen, besuchen Schüler der Klassen 5 bis 10 der umliegenden Ortschaften. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der Kindertagesstätte „Nemzer Rasselbande“ und der Kirchgemeinde Nöbdenitz, wo die Schüler der Regelschule an Vorlesetagen, Schülerfreiwilligentagen und anderen Projekttagen verschiedene gemeinsame Aktivitäten gestalten.

Eine Schulstelle existiert in Nöbdenitz bereits seit dem 16. Jahrhundert. Seit nunmehr über 50 Jahren findet der Unterricht in der Waldstraße 17 statt. 2012 feierte das dortige Gebäude 50-jähriges Jubiläum.

Regelschule soll Thüringer Gemeinschaftsschule werden

Die Gemeinderäte der Gemeinde Nöbdenitz sprachen sich am 20.11.2012 geschlossen für den Erhalt des Schulstandortes Nöbdenitz aus. Die Schulleitung mit den Kollegen der Regelschule Nöbdenitz erarbeitet derzeit in Zusammenarbeit mit Elternbeirat und Schulförderverein ein Konzept für die Umwandlung der Regelschule Nöbdenitz in eine Thüringer Gemeinschaftsschule.

Information & Kontakt:

Staatliche Regelschule Nöbdenitz
Waldstr. 17, 04626 Nöbdenitz
Telefon: (034496) 22229 / Fax: (034496) 64601
E-Mail: sekretariat@schule-noebdenitz.de
Website: rs-noebdenitz.de

Aus der Nöbdenitzer Schulgeschichte

1545 schrieb der Pfarrer Buckelwutz in die Kirchenchronik, das es in Nöbdenitz an einem Kirchner mangelte, deshalb baten die Einwohner um eine finanzielle Zulage für den Kirchendiener, damit er diesen Schuldienst verrichten könnte. Das erste Schulhaus muss zwischen 1560 bis 1570 erbaut worden sein. Der damaligen Pfarrer Sattler war der erste Lehrer dieser Schule. Ungern trat er diesen Dienst an und das auch nur unter der Bedingung, dass er als Schuldiener und auch seine späteren Amtsnachfolger eine bessere Besoldung bekämen, in dem man ihm von den Pfarrgrundstücken 3 Scheffel Feld, eine Wiese mit Holzrand, sowie die Grasnutzung am großen Pfarrholze und auf den Pfarrfeldrainen zur persönlichen Nutzung abgebe.

Altes Schulgebäude an der Kirche Nöbdenitz

Altes Schulgebäude an der Kirche Nöbdenitz

Das bei der Kirche sehr nahe liegende Schulhaus wurde „das Kirchhaus“ genannt und der Lehrer hieß damals Kirchner. Die dazu gehörige Schulwohnung wurde 1760 erbaut (damals besuchten 62 Kinder, und zwar 36 Knaben und 26 Mädchen die Schule). Die damalige Schulstube wurde 1833 renoviert und das Schulhaus überhaupt erfuhr 1856 eine größere Reparatur. In dieser Schule wurden die Schüler bis 1903 unterrichtet.

Folgende Lehrer aus der damaligen Zeit in Nöbdenitz seien genannt:

1582 Andreas Müller
1588 Hans Franke
1617 Thomas Ruprecht
Christian Rösser scheint in der Nöbdenitzer Schule nur kurze Zeit gedient zu haben.
1625 David Raute
1629 Gottlieb Biedermann Christian Nitsche
1712 Johannes Friedrich Streicher
1713 Johannes Gottfried Müller
1749 Johannes Gottfried Braunschweig
1772 Gottlieb Andreas Klingler
1781 Gottlob Friedemann Schmidt
1816 Johann Gottlieb Örtel
1819 Johann Georg Girbert
1824 Heinrich Friedrich Wilhelm Veyer
1847 Carl Friedrich Hermann Scheuerlein

Förderer und Unterstützer aus dem Ort

Die Rittergutsfamilie Thümmel sponserte der Schule jährlich 150 Mark. Von deren Zinsen wurden den Kinder der 1. Klasse jedes Jahr die Schreibbücher bezahlt, welche am 1. Schultag überreicht wurden. 1882 betrug das Vermächtnis der Familie Gottfried Mehlhorn vom Bauerngut auf dem Raudenitzer Berg in Nöbdenitz 300 Mark, von deren Zinsen arme und fleißige Schulkinder Bücher erhielten. 1883 ergab die Stiftung von Pastor Petzold 100 Mark, welche für die Schul-Lese-Kasse genutzt wurden. Seit 1879 gab es eine vom Pfarrer unterhaltene Volksbibliothek und auch im selben Jahr wurde ein gemischter Chor gegründet, welcher den weltlichen und kirchlichen Gesang pflegte.

Das 1903 gebaute, zweite Nöbdenitzer Schulgebäude (rechts).

Das 1903 gebaute, zweite Nöbdenitzer Schulgebäude (rechts).

1903 errichtete Baumeister Friedrich aus Großstechau in Nöbdenitz auf dem damaligen „Pfaffenberg“, auch „Lutherberg“ (sinnigerweise führt heute der Lutherweg ganz in der Nähe vorbei) genannt, eine neue Schule. Sie bestand aus nur zwei Unterrichtsräumen. Von der ersten bis zur vierten Klasse wurde in einem Raum unterrichtet. Die Kinder schrieben damals auf einer Schiefertafel, die Schulbücher wurden von der Schule gestellt. Gern erinnert man sich jetzt noch an den damaligen Schuldirektor Oberlehrer Schnabel. Er war ein guter, aber auch ein sehr strenger Lehrer. Frau Teilig unterrichtete in den 1930er Jahren Sport und Handarbeit. Lehrer Funke sprang ab und zu als Direktor ein oder er arbeitete ebenfalls als Sportlehrer. Lehrer Kämpfer unterrichtete die Kinder in Zeichnen und Geschichte. Für die Fächer Rechnen und Raumlehre war Lehrer Schubert zuständig.

Schulalltag im Zweiten Weltkrieg

Im 2. Weltkrieg mussten sich die Kinder durch den Kriegsdienst oft an neue Lehrer gewöhnen. In dieser Zeit fiel sehr oft der Unterricht aus, was die Kinder natürlich freute. Schulbeginn war damals nicht im September, sondern zu Ostern. In der Sommerzeit begann der Unterricht schon 7 Uhr und endete 12 Uhr. Im Winter verschob er sich um eine Stunde, also von 8 Uhr bis 13 Uhr. Eine Unterrichtsstunde betrug damals 60 Minuten. Nach der Schule gingen einige der Kinder arbeiten, wie die Mädchen z. B. als Haushaltshilfe oder als Kindermädchen für eine besser betuchte Familie. Ja und wenn man dann spät nach Hause kam, war das mit den Hausaufgaben gar nicht so einfach. Denn abends durfte man nicht so lange aufbleiben, weil an Strom oder Öl gespart werden musste. Da hieß es oft „Kind, mach schnell die Hausaufgaben, damit nicht zu viel Öl verbrennt!“

Die Schule der Nachkriegszeit gestaltete sich sehr schwierig. Viele Lehrer durften wegen ihrer Vergangenheit in der späteren DDR nicht mehr unterrichten. Deshalb wurden Menschen aus anderen Berufen in kurzen Unterweisungen zu Neulehrern ausgebildet. Da es nach dem Krieg sehr viele schulpflichtige Kinder gab und die alte Schule nicht ausreichte, wurde die Villa Stör zur Waldschule umfunktioniert. In dieser Schule arbeitete sogar eine Hausmeisterin, die eigens für die Schulspeisung ein Hausschwein hielt. Damals erhielt jedes Kind zur Verpflegung kostenlos ein Brötchen, auch Schulbezugsscheine wurden verteilt.

Bau der heutigen Schule in der Waldstraße

Da die alten Räumlichkeiten der Waldschule nicht mehr ausreichten, begann man 1959 mit den Bau einer neuen modernen Schule am Waldrand. Dabei halfen viele Schüler, Lehrer und Dorfbewohner tatkräftig mit. Nach etlichen Behördengängen und zwei Jahren Bauzeit konnte die neue Schule am 1. September 1962 mit einem großen Appell auf dem Pausenhof eingeweiht werden. Diese Schule nannte man Polytechnische Oberschule „Ernst Schneller“. Es gab moderne Fachräume für Chemie, Physik, Musik, Geographie und Mathematik. Außerdem erhielt die Schule eine Turnhalle mit Umkleideräumen für Mädchen und Jungen sowie einen Raum für den Sportlehrer.

Historisches Bild von der Einweihung des Schulgebäudes in der Waldstraße.

Historisches Bild von der Einweihung des Schulgebäudes in der Waldstraße.

Weiterhin wurde an ein Pionierzimmer gedacht und an einen Hortraum. Die Lehrer und der Direktor bekamen jeweils ein eigenes Zimmer. Es wurde an einen Schulgarten gedacht und wichtig für die Schule war auch die Sportanlage mit Sprintbahn, einer Bahn für Weitsprung, einen Platz für Kugelstoßen und einen Platz für diverse Ballspiele.

Vor der Schule wurde ein großer Pausenhof errichtet. Sogar an die Fahrradfahrer wurde gedacht, man brachte auf dem Hof überdachte Fahrradständer an. Neben die Schule wurde ein kleineres Gebäude mit einer Hausmeisterwohnung und mit einem Raum für den Werkunterricht gebaut. Die alte Schule wurde als Essensküche umfunktioniert. Bis 1962 wurde dort selbst gekocht, danach übernahm Agrarküche die Schulspeisung.

Von Marlis Geidner-Girod aus der Ortschronik von Nöbdenitz